Stumme Zeugen
Über das Ghetto Theresienstadt zur Zeit der deutschen Besatzung Tschechiens im Zweiten Weltkrieg ist bereits viel geforscht worden – doch weitgehend unbekannt blieb bis heute, dass die gesamte Stadt, die heute Terezín heißt, noch voller Spuren und Überreste dieser traurigen Jahre ist.
Diese stummen Zeugen wurden bisher nicht systematisch untersucht. Ein deutsch-tschechisches Team hat nun die Mammutaufgabe begonnen, unzählige Relikte und Spuren zu sichten und zu dokumentieren. Erste Ergebnisse des Projektes, das von mehreren deutschen und tschechischen Institutionen unterstützt wird, liegen bereits vor.
Video zur Poterne III – Botschaften aus der Vergangenheit
Die interaktive Ghettospuren-Karte
Auf den historischen Spuren des Ghettos Theresienstadt
Diese interaktive Karte zeigt Zeugnisse und Spuren des ehemaligen Ghettos Theresienstadt. Durch die Kartierung werden sie sowohl in einen städtebaulichen als auch historischen Zusammenhang gebracht.
Die Ghettospuren-Karte ist im Aufbau und wird fortlaufend ergänzt. Sie startet mit zunächst sechs Adressen (Pins) und wird auf 23 Adressen erweitert.
WIR SUCHEN ZEITZEUGEN!
Wer kann sich an die Zeit des Ghettos Theresienstadt (1941–45) erinnern oder kennt Menschen, die damals in der Stadt inhaftiert waren? Bitte schauen Sie sich unsere Bilder und Galerien an – erkennen Sie etwas? Dann freuen wir uns über eine kurze Mail von Ihnen.
DIE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG VON TEREZÍN
Terezín war seit seiner Gründung als Festungsstadt stets eine Garnison. In den 30er Jahren des 20. Jht. lebten hier etwa 7.000 Zivilpersonen und Soldaten. Dies änderte sich auf drastische Weise durch die Entscheidung der deutschen Besatzer, in Theresienstadt ein Sammel- und Durchgangslager für Juden aus dem Protektorat zu errichten (später wurden auch Juden aus Österreich, Deutschland und anderen Ländern Europas nach Theresienstadt verschleppt).
Im September 1942 wurde der Höchststand mit 59.497 Häftlingen erreicht. Dies entspricht einer mehr als achtfachen Belegung gegenüber der früheren Nutzung. Nach dem Krieg kehrten die Bewohner in ihre Stadt zurück, die wieder eine Garnison wurde. Mit dem Abzug des Militärs Ende der 90er Jahre sank die Einwohnerzahl auf einen historischen Tiefstand, der bis heute anhält. Nur noch rund 2.000 Menschen leben seitdem in der alten Festungsstadt.
1930
Zivilpersonen und Soldaten
1942
jüdische Häftlinge
2015
Zivilpersonen (Schätzung)
Interaktive Karten der Poterne III
Nordwand
Ausdrucksstarke Bilder prägen diesen Wandabschnitt: Da sind zum Beispiel Porträts eines „Capitano“ zu sehen, aber auch die besinnlich anmutende Darstellung eines Chanukkaleuchters und einer Palme fallen ins Auge. An einigen Stellen sind Rahmen mit Inschriften zu bestaunen, doch viele dieser Botschaften wurden bis zur Unkenntlichkeit zerstört.
Südwand
Auf einer Fläche von gerade mal zwei Quadratmetern drängeln sich verschlüsselte Botschaften, Namen, Ortsnamen, Jahreszahlen und ein kunstvolles Relief. Aber auch abseits davon haben Menschen Nachrichten hinterlassen, darunter ein sechzehn Jahre alter Junge, der den Holocaust überlebt hat.
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