Die Kasematten der Jägerkaserne mit der dahinter liegenden Bastion III, währen der Ghettozeit Block A II genannt, waren im Zweiten Weltkrieg Schauplatz eines besonders traurigen Kapitels in der Geschichte des Ghetto Theresienstadt: In den unbeheizten, modrigen Kasematten der alten Festung waren Tausende Greise untergebracht. Ohne Heizung, so gut wie ohne Tageslicht, ohne fließend Wasser, ohne Hoffnung. In diesen ebenso unwürdigen wie ungesunden Zuständen siechten sie dahin, viele starben einsam. Der sogenannten „jüdischen Selbstverwaltung“ fehlten Pfleger, Medikamente und Nahrung, um sich ausreichend um sie zu kümmern.
Auf der Suche nach Spuren aus dieser Zeit, die wir auf www.ghettospuren.de zeigen wollen, bin ich nun mit Uta Fischer und Jiři Smutny, der die Festung kennt wie seine Hosentasche, in den Kasematten und Gängen unterwegs. Leider ist von der Leidensgeschichte der greisen Häftlinge nicht viel übrig geblieben. Wir tasten uns weiter durch finstere Stollen in die Minengänge, die das Kasernengebäude mit den Verteidigungsanlagen der alten Festung verbinden.
Dort, in den düsteren Minengängen, treffen wir unerwartet ein paar Winterflüchtlinge: Hunderte Fledermäuse haben sich zum Schlafen in diese unterirdischer Anlage verzogen. Die meisten kauern in Mauerritzen und sind nicht sichtbar. Dass Fledermäuse Festungen lieben, wissen wir seit unserem Besuch der Zitadelle Spandau, die jeden Winter rund 20.000 der geflügelten Säuger als Unterschlupf dient – hier in Theresienstadt überrascht uns aber, dass sich einige der Mini-Vampire sogar völlig ungeschützt an die Decke der Minengänge hängen. Die zarten, pelzigen Tierchen sind, aus geringem Abstand betrachtet, richtig niedlich! Uta kann sich gerade noch zurückhalten, sie zu streicheln. Wir bemühen uns aber, ihre Träume nicht zu stören, und schleichen wieder durch die Finsternis zurück in die Festung.
An die Fledermausliebhaber und Naturforscher unter Ihnen: Wer kann uns sagen, welche Fledermausart da auf dem Bild zu sehen ist? Schreiben Sie an info@ghettospuren.de oder nutzen Sie unser Kontakt-Formular.
Text: Roland Wildberg | Fotos: ©WILDFISCH, Roland Wildberg & Uta Fischer